Mittwoch, 22. August 2012

Meine Bewerbung als Beschneider

http://nachrichten.rp-online.de/politik/oberrabbiner-kompromiss-bei-beschneidung-moeglich-1.2961634

Sehr geehrter Herr Metzger,

als Beschneider jetzt eine "ärztlich anerkannte medizinische Fortbildung" vorweisen zu müssen halte ich zwar für eine starke Beschneidung meiner bisherigen Praxis, allerdings wäre das für mich noch hinnehmbar, wenn es sich z.B. in einem Abendkurs absolvieren liese.
Ausserdem begrüße ich, dass ich auch weiterhin auf eine Betäubung verzichten darf. Zwar geht das Geschrei der Kleinen gehörig auf die Nerven, aber mit Spritzen kann ich nicht so gut umgehen, außerdem wird mir immer schlecht dabei und kleinen Kindern eine Spritze zu geben ist schon barbarisch.

Was mich aber wirklich ärgert ist, dass sie diese Genehmigungen nur für jüdische Beschneider oder andere, religiöse, Beschneider gelten lassen wollen. Was ist mit uns privaten Beschneidern? Müssen wir erst eine Kirche gründen? Eine religiöse Motivation kann ich zur Not schon vorweisen, aber trotzdem finde ich das diskriminierend. Auch, dass diese religiöse Motivation plötzlich für Mädchen nicht mehr ausreichen sollte, finde ich unverständlich.

Was ist dann auch mit anderen Menschen, die gut mit dem Messer umgehen könnten, Herr Metzger? Brauchen die dann noch die ärztlich anerkannte medizinische Fortbildung?

Was ist mit anderen Körperteilen? Ohrläppchen? Zehenglieder (wer braucht die?)? Gibts dafür extra Kurse? Wäre dies eine Alternative zu Hartz 4? Brauche dafür den Hauptschulabschluss?

Trotzdem ein bedeutender Fortschritt, dass man sich jetzt ein wenig mit Medizin auskennen muss, wenn man am Pimmel eines Jungen - oder an den Schamlippen eines Mädchens - rumfummeln sollte.

Vergessen wollte man in dem Zusammenhang aber nicht, dass man den beschnittenen Jungen nicht noch blutend in ein Solarium legt - das ist nämlich Körperverletzung - ausser, es wäre religiös motiviert, glaub ich.

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