Samstag, 12. Februar 2011

Strafzettel

Liebes Ordnungsamt Augsburg,

ich habs tatsächlich auf die leichte Schulter genommen und begreife erst jetzt, wie verwerflich mein Tun war. Dank euch habe ich jetzt, nach 30 Jahren Auto fahren, meinen ersten Punkt in Flensburg. Ich wußte immer, daß diese Punkte eine ernstliche Verwarnung darstellen. Wenn man zuviele hat, muß man nochmal in den Führerscheinunterricht. Wenn es nicht besser wird, wird einem der Führerschein abgenommen. Also sind die Punkte in Flensburg eine deutliche Ermahnung, das verwerfliche Tun endlich einzustellen, Buße zu tun, umzukehren. Dank euch begreife ich das jetzt, vielleicht ist es noch nicht zu spät. Obwohl ihr - meiner Ansicht nach - viel zu gnädig mit Typen wie mir umgeht.

Ich habe es tatsächlich gewagt, in eure schöne Stadt zu fahren, ohne vorher bei meiner Werkstatt eine grüne Umweltplakette zu holen - die mich hinterher nicht einmal 5 Euro gekostet hat. Da wurde es wirlich Zeit, dass mal jemand hart durchgreift. Kaum über 60 Euro Strafe sind da wirklich zu kurz gegriffen, wie ich finde. Auch der eine Punkt in Flensburg ist angesichts meiner schändlichen Tat deutlich zu wenig. Wie sollen solch verstockte Menschen, wie ich einer war, begreifen, was sie anrichten und wie sehr sie eure Stadt schädigen.

Daher sah ich mich gezwungen, mir selbst eine deutlichere Buße aufzuerlegen: Ich werde künftig eure schöne Stadt nicht mehr besuchen. Meine Einkäufe muss ich jetzt in weniger schönen Städten erledigen, eure Kulturangebote werde ich sehr vermissen. Dafür habt ihr schöne und saubere Luft in eurer Stadt und, wenn das mehr Leute machen, auch viel Platz um Hunde Gassi zu führen.

Jetzt werdet ihr sagen, da gibt es ein Problem. Ja, das sehe ich auch, da auch München schon von meiner Läuterung betroffen ist und zwar schon seit Jahren. So mußte ich vor einigen Jahren in einer Zeitung lesen, daß Herr Ude, der Oberbürgermeister von München, über wegbrechende Gewerbesteuereinnahmen schimpft, weil immer weniger Leute in seiner - auch schönen - Stadt einkaufen.
Es geht ja nicht an, daß unter meiner und vielleicht anderer Leute Buße, die armen Geschäftsleute in eurer Stadt leiden müssen.

Daher mein Vorschlag: Jeder in der Umgebung von Augsburg und München wohnende Autobesitzer, muß eine monatliche Abgabe an die Stadt entrichten, wenn er es wagt, nicht dort einzukaufen. Vielleicht darf er sich ein Geschäft aussuchen, an das er eine bestimmte Summe überweist, als Strafe, weil er dort nicht einkauft. Oder er überweist es direkt an die Stadt.

Ich weiß, ich könnte das jetzt schon selbst tun, aber ich mach das erst, wenn auch andere dazu gezwungen sind. Sonst bin ich ja der Gelackmeierte, nein, das will ich nicht sein. Aber mein Vorschlag ist doch sehr vernünftig, oder? Dafür könnt ihr dann weiter Strafzettel ausstellen (Schaden entsteht euch ja keiner mehr), Parkgebühren in Größenordungen verlangen, die ein Stehenlassen des Wagens verbunden mit einem Verkauf überlegenswert machen, Einbahnstrassen und Durchfahrtverbote aufstellen usw.

Verödete Innenstädte - ein Problem in fast jeder Stadt - sind dann zumindest kein finanzieller Nachteil mehr. Und wer fährt nicht gerne am Wochenende in eine ruhige Stadt, anstatt sich auf irgendeinem Berg von der Masse tottrampeln zu lassen oder an einem Tümpel genannt See zu entspannen. In den nicht mehr vorhandenen Geschäften kann ja dann auf Leinwänden das Warenangebot von ebay flimmern.

Euer Auchndepp

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